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Stell dir vor: Dein Hund liegt zufrieden auf seinem Platz und kaut genüsslich an seinem Lieblingsknochen. Du beugst dich runter, greifst nach dem Knochen und sagst freundlich: „Komm, wir tauschen!“ Was passiert?
Wenn dein Hund dich verständnislos anschaut oder gar knurrt, bist du nicht allein. Doch was genau bedeutet das? Und warum ist es überhaupt wichtig, mit dem Hund zu üben, Dinge zu tauschen?
Tauschen statt nehmen – Vertrauen statt Stress
Viele Hundehalterinnen und Hundehalter haben gelernt, dass man einem Hund jederzeit etwas wegnehmen können muss. Doch das fördert nicht unbedingt ein vertrauensvolles Miteinander – vor allem nicht, wenn man dem Hund regelmäßig einfach kommentarlos etwas entreißt. Stell dir vor, du isst gerade deine Lieblingspizza, und jemand reißt sie dir ohne Erklärung aus der Hand. Wie würdest du reagieren?
Beim Tauschen geht es darum, dem Hund zu zeigen: Ich nehme dir nichts weg, um dich zu ärgern – ich habe etwas Besseres für dich. Das stärkt nicht nur eure Bindung, sondern kann im Ernstfall sogar Leben retten – etwa, wenn dein Hund etwas Gefährliches aufgenommen hat.
Wie du richtig tauschst
Der Schlüssel zum erfolgreichen Tauschen ist Training mit positiver Verstärkung – und viel Geduld.
Hier ein paar Tipps:
- Beginne mit wenig wertvollen Gegenständen. Übe zuerst mit Spielzeug oder Gegenständen, die dein Hund nicht extrem verteidigt.
- Biete eine attraktive Alternative. Tausche den Gegenstand gegen etwas, das dein Hund wirklich toll findet – zum Beispiel ein besonderes Leckerli oder ein kurzes Spiel.
- Verknüpfe ein Signal. Zum Beispiel „Tausch“ oder „Gib“. Achte darauf, ruhig und freundlich zu bleiben.
- Trainiere regelmäßig, nicht nur im Ernstfall. So wird das Tauschen zur positiven Routine – kein Kontrollverlust, sondern ein freiwilliger Tauschhandel.
Ressourcenverteidigung ist kein Machtkampf
Wenn dein Hund seinen Knochen verteidigt, ist das kein Ungehorsam, sondern ein normales Verhalten. In der Hundewelt bedeutet Besitz oft Sicherheit – wer etwas hat, gibt es nicht einfach so auf. Und gerade bei unsicheren oder aus schlechten Verhältnissen kommenden Hunden kann das Verhalten besonders ausgeprägt sein.
Ein Hund, der gelernt hat, dass er durch Knurren oder Beißen seinen Knochen verteidigen muss, hat leider oft erfahren, dass sein Bedürfnis nach Sicherheit ignoriert wurde. Das Ziel sollte also nicht sein, Dominanz zu zeigen, sondern Vertrauen aufzubauen.
Die Frage aller Fragen: Würdest DU tauschen?
Wenn du ehrlich bist – würdest du deine Lieblingsnascherei für ein trockenes Knäckebrot eintauschen? Nein? Dann wundere dich nicht, wenn dein Hund auch keine Lust hat, seinen Knochen gegen ein langweiliges Leckerli zu tauschen. Sei fair – und mach den Tausch lohnenswert.
Fazit: Tauschen ist Teamarbeit
Ein gelungener Tausch ist keine Machtdemonstration, sondern ein Vertrauensbeweis. Wenn du konsequent und liebevoll übst, wirst du bald erleben, wie dein Hund dir freiwillig seine Schätze anbietet – weil er weiß: Bei dir gibt’s was Besseres.
Also: Kannst DU den Knochen mit deinem Hund tauschen? Wenn ja – Glückwunsch, ihr seid ein richtig gutes Team. Wenn nicht – fang heute an. Es lohnt sich.
P.S.: Finchen und ich haben das Tauschen anfangs auch üben müssen – sie wollte ihre Beute nicht mehr hergeben.