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Einblicke in unseren Alltag als Assistenzhundeteam
Die letzten zwei Wochen haben uns mal wieder gezeigt, dass das Leben mit Assistenzhund wundervoll, aber auch voller Herausforderungen ist. Nicht wegen Finchen – sie macht ihren Job grossartig. Aber unser Umfeld? Da ist noch ordentlich Luft nach oben. Hier ein kleiner Einblick in unsere Woche – ehrlich, ungefiltert und mit einem Hauch Selbstironie.
Frühes Aufstehen und keine Gnade für Morgenmuffel
Am Montag hieß es: früh raus, weil ein wichtiger Termin anstand. Während ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren, war Finchen schon im Dienstmodus. Aber als wir dann im Bus saßen, fiel mir auf: Leckerli leer. Das geht gar nicht. Ich bin auf ihre Motivation angewiesen – und sie auf meine Verlässlichkeit. Also: direkt nach dem Termin den nächstbesten Tierladen angesteuert. Leckerlikrise erfolgreich abgewendet.
Anfassen ohne Fragen – immer noch ein Thema
Obwohl Finchen ihre Kenndecke trägt, scheint das für viele Menschen nicht sichtbar zu sein. Diese Woche wurde sie zweimal ungefragt gestreichelt – einmal sogar mitten im Einsatz. Das bringt nicht nur sie aus dem Konzept, sondern auch mich. Ein Assistenzhund ist kein Kuscheltier auf vier Pfoten. Sie arbeitet. Wenn du sie streichelst, lenkst du sie ab – und gefährdest damit unsere Sicherheit.
"Du siehst aber gar nicht behindert aus ..."
Ja. Dieser Satz fiel wirklich. Mal wieder. Und er ist jedes Mal wie ein Stich ins Herz. Was erwartet man eigentlich? Ein Gipsbein? Einen Rollstuhl? Ein Schild um den Hals? Behinderung ist nicht immer sichtbar. Und genau deshalb sind Aufklärung und Sichtbarkeit so wichtig. Ich bin nicht verpflichtet, mich zu rechtfertigen – und trotzdem tue ich es oft. Aus Selbstschutz. Weil es manchmal einfacher ist, als sich den Blicken oder Kommentaren auszusetzen.
Fotos, ohne zu fragen? Nein, danke!
Diese Woche hat uns jemand ungefragt fotografiert. Einfach so. Mitten in der Stadt. Ohne ein Wort. Ich frage mich: Würdest du einfach jemanden im Rollstuhl fotografieren? Oder eine Mutter mit Kind? Nein? Warum dann ein Assistenzhundeteam? Wir sind keine Sehenswürdigkeit. Wir sind ein Team mit einem Recht auf Privatsphäre. Ich bin froh, war das nicht während eines Shutdowns.
ÖV im Ausnahmezustand
Dann wollten wir nur kurz zum Einkaufen. Aber das Tram kam randvoll – wirklich so voll, dass man keine Chance hatte, auch nur einen Fuß reinzusetzen, geschweige denn mit Hund. Wir haben gewartet. Und nochmal gewartet. Am Ende standen wir fast 30 Minuten an der Haltestelle, weil drei überfüllte Trams nacheinander kamen. Für mich als Autistin ist das kein kleines Problem – es bedeutet Stress, Überforderung und verlorene Energie. Und für Finchen? Die muss das alles aushalten, regulieren und gleichzeitig bei mir bleiben. Sie macht das toll – aber es darf nicht die Regel sein.
Fazit:
Diese zwei Wochen haben uns wieder einmal gezeigt, wie wichtig Aufklärung und Rücksichtnahme sind. Assistenzhundeteams brauchen keine Sonderbehandlung – aber Respekt, Verständnis und Barrierefreiheit. Wenn du uns siehst: Bitte frag, bevor du streichelst oder fotografierst. Danke dir von Herzen.